Digitaler Fotokurs

Mit Belichtungszeit und Blende die Lichtmenge steuern

Über die Kombination aus Belichtungszeit und Blende wird die Lichtmenge gesteuert, die auf den Film beziehungsweise Sensor trifft.

Wer bisher ausschließlich mit vollautomatischen Pocketkameras fotografiert hat, hat sich darum vielleicht noch nie Gedanken gemacht, der eine oder andere, der eine digitale Pocketkamera benutzt, weiß es noch nicht einmal.

Doch die richtige Belichtung entscheidet darüber, ob ein Foto richtig belichtet, überbelichtet (viel zu hell) oder unterbelichtet (viel zu dunkel) ist.

Mit Belichtungszeit und Blende mehr steuern als lediglich die richtige Belichtung

 

Praktisch jede digitale Spiegelreflexkamera und auch viele Pocketkameras bieten neben der Vollautomatik mit diversen Programmen auch stattdessen Blenden-Vorwahl oder Zeitvorwahl. Das kann man sinnvoll nutzen, ebenso wie es gelegentlich sinnvoll ist, die Belichtungsautomatik ganz abzuschalten und stattdessen die manuelle Belichtung zu wählen.

Zeitvorwahl

Die Belichtungszeit entscheidet darüber, wie lange der Verschluss der Kamera geöffnet ist. Eigentlich logisch. Das können Sie sich kreativ zu nutzen machen. In vielen Situationen genügt zwar die Belichtungsautomatik, bei der Sie sich um die Belichtungszeit ebenso wenig Gedanken machen wie um die verwendete Blende, doch wenn Sie eine Bewegung einfrieren möchten, ist die Belichtungszeit ebenso wichtig wie umgekehrt, wenn Sie eine fließende Bewegung wünschen.

 

 

Bei diesem Foto vom Heidelberger Schloss, das vom gegenüberliegenden Philosophenweg aus nach Einbruch der Dämmerung entstand, rächte es sich, dass ich kein Stativ dabei hatte. Zwar ist es trotz einer Drittelsekunde aus freier Hand tatsächlich nicht verwackelt, denn ich hatte mich auf einem Geländer abgestüzt, doch dazu war es erforderlich, die Kamera auf ihre maximale Empfindlichkeit von ISO 3200 einzustellen, das Bild Rauschen ist deutlich zu sehen.

 

Digitale Spiegelreflexkameras bieten Belichtungszeiten zwischen mehreren Sekunden und 1/4000 Sekunde. Solange man nicht mit einem Stativ arbeitet, sollte man Belichtungszeiten unter einer sechzigstel Sekunde nach Möglichkeit vermeiden, denn bei längeren Belichtungszeiten besteht die konkrete Gefahr, dass durch das Zittern der Hände während der Aufnahme das Foto etwas verwackelt wird. Diese Gefahr besteht nicht, wenn Sie ein Stativ benutzen.

 

Doch spezielle Situationen erfordern Ihren manuellen Eingriff. In der Sport Fotografie benutzt man sehr kurze Belichtungszeiten, um Bewegungen einzufrieren. Wobei auch die Richtung der Bewegung eine ganz erhebliche Rolle spielt. Ein Auto, ein Skifahrer oder jemand auf einem Fahrrad, der sich quer durch das Bild bewegt, braucht eine viel kürzere Belichtungszeit als eine Bewegung, die sich auf die Kamera zu oder von der Kamera weg bewegt. Für Bewegungen quer zur Bildachse benötigen Sie meistens Belichtungszeiten von 1/500 Sekunde oder kürzer.

Fotografieren im Flugzeug

Fotografieren Sie aus einem Flugzeug, sollten Sie wegen der Vibrationen des Flugzeugs ebenfalls die Belichtungsautomatik abschalten und stattdessen die Zeit Vorwahl benutzen, dort stellen Sie einen Wert von einer 1/250 Sekunde oder noch kürzer ein. Welche Belichtungszeit Sie vorwählen, hängt natürlich vom Licht ab. Doch länger als eine 1/250 Sekunde sollten Sie aus einem Flugzeug nicht belichten.

Fließende Bewegungen

Dramatische Fotos von fließenden Bewegungen erhalten Sie oft dann, wenn sie eine etwas längere Belichtungszeit wählen und die Kamera während der Belichtung in der Bewegungsrichtung mitziehen.

 

 

Erst auslösen, wenn Sie die Kamera bereits in der Bewegungsrichtung mitziehen, nicht umgekehrt. Belichtungszeit 1/30 Sekunde.

 

Dadurch verschwimmt der Hintergrund in einer fließenden Bewegung, doch das sich bewegende Objekt bleibt scharf.

 

 

Die leichte Bewegungsunschärfe in diesem Foto erhöht sogar noch den Eindruck der Geschwindigkeit. Ebenfalls 1/30 Sekunde.

 

Das gilt natürlich ganz besonders für Autos oder auch Skifahrer, wohingegen ein Fahrradfahrer oder ein Läufer zumindest bezüglich seiner Bein-Bewegungen natürlich ebenfalls zu lange belichtet würde. Die Beine werden Sie dann nur noch als eine unscharfe Bewegung sehen.

Fließendes Wasser

Fließendes Wasser mit sehr kurzen Belichtungszeiten fotografiert wirkt unnatürlich statisch. In ganz speziellen Situationen kann es wünschenswert sein, die Bewegung des Wassers einzufrieren.

 

 

Einer der beiden Brunnen auf dem Petersplatz in Rom im Gegenlicht. In diesem Fall ist auch eine kurze Belichtungszeit ganz reizvoll, weil gerade im Gegenlicht die Wassertropfen wie Glasperlen leuchten. Belichtungszeit 1/350 Sekunde bei ISO 100. Im Photoshop wurden die Tiefen nachträglich geringfügig aufgehellt.

 

 

Derselbe Brunnen auf dem Petersplatz aus einer etwas anderen Richtung mit Licht von der Seite fotografiert. Auch in diesem Fall eine ziemlich kurze Belichtungszeit, 1/250 Sekunde.

 

Doch ein Wasserfall wirkt viel natürlicher, wenn nicht jeder Wassertropfen statisch in der Luft steht.

 

Fontana di Trev

 

Fontana di Trevi in Rom. Belichtungszeit eine dreißigstel Sekunde. ISO 1600.

 

Für fließendes Wasser empfehlen sich Belichtungszeiten zwischen einer fünfzehntel und höchstens einer Sechzigtel Sekunde.

 

 

Brunnen am Fuß der spanischen Treppe in Rom. Belichtungszeit eine Fünfzehntelsekunde aus freier Hand, ISO 400.

 

Für die Fünfzehntel brauchen Sie allerdings in der Regel bereits ein Stativ, es sei denn, Sie haben eine sehr ruhige Hand und eine Kamera, die auch aufgrund ihres Gewichts gut in der Hand liegt.

 

spanische Treppe

 

Derselbe Brunnen mit der spanischen Treppe im Hintergrund, Belichtungszeit diesmal eine Zehntelsekunde aus freier Hand bei ISO 400.

Lange Belichtungszeiten aus freier Hand

Es erfordert etwas Training, wenn Sie mit längeren Belichtungszeiten als der Sechzigstel aus freier Hand fotografieren möchten.

 

Fontana di Trevi

 

Fontana di Trevi in Rom. Belichtungszeit eine achtel Sekunde aus freier Hand. ISO 400.

 

Am besten vorher in einen gleichmäßigen ruhigen Atemrhythmus kommen und die Kamera auslösen, wenn Sie gerade ausgeatmet haben. Je schwerer die Kamera ist, die Sie benutzen, umso eher werden Ihnen auch längere Belichtungszeiten als die Sechzigstel aus freier Hand gelingen. Ich persönlich kann bis zu einer Viertelsekunde aus freier Hand belichten, wenn ich mich irgendwo dazu abstützen kann. Allerdings mache ich in diesen Fällen mehrere Fotos, um wenigstens eins zu haben, dass nicht verwackelt ist. Ein Einbeinstativ kann dabei eine große Hilfe sein. Es hat im Gegensatz zum richtigen Stativ den großen Vorteil, dass es als Spazierstock genutzt werden kann und nicht allzu schwer und unhandlich ist, Sie also ständig begleiten kann.

Lange Belichtungszeiten vom Stativ aus

 

 

 

Bei Belichtungszeiten länger als 1/4 Sekunde werden bei allen außer den extrem teuren Spiegelreflexkameras der Profiklasse die Fotos leicht verwackelt, weil das Hochklappen des Spiegels unmittelbar vor der Aufnahme die Kamera auch auf dem besten Stativ noch leicht erschüttert.

 

Digitale Spiegelreflexkameras bieten dazu verschiedene Programme, durch die der Spiegel bereits vor der Aufnahme hoch klappt. Bei sehr hochwertigen digitalen Spiegelreflexkameras können Sie den Spiegel manuell vor der Aufnahme hoch klappen. Doch gerade bei diesen Kameras ist das meistens nicht notwendig, denn im Gegensatz zu den billigeren digitalen Spiegelreflexkameras der Consumer Klasse wird bei den hochwertigen Kameras auch größter Wert auf eine erstklassige Mechanik gelegt. Es gibt nicht mehr viele mechanische Bauteile in einer digitalen Spiegelreflexkamera, es sind eigentlich nur noch zwei, nämlich der Spiegel und der Verschluss. Alles andere erfolgt elektronisch. Doch gerade in der Mechanik unterscheiden sich die billigen von den teuren Kameras ganz erheblich.

 

Heidelberger-Schloss

 

Je weicher der Spiegel ab gedämpft wird, umso weniger werden Erschütterungen beim hochklappen des Spiegels auf die Kamera übertragen. Bei meiner Pentax habe ich leider keine manuelle Spiegelvorauslösung, kann jedoch stattdessen auf Selbstauflöser mit 2 Sekunden Vorlaufzeit umschalten, dabei wird der Spiegel unmittelbar nach dem durchdrücken des Auslösers bereits hoch geklappt, der Verschluss wird erst 2 Sekunden später geöffnet. Bis dahin steht die Kamera wieder völlig ruhig.

Nacht Aufnahmen

 

 

Bei Nachtaufnahmen mit längeren Belichtungszeiten sollten Sie generell von der Spiegelvorauslösung Gebrauch machen, egal, wie es bei Ihrer Kamera eingestellt wird. Sonst haben Sie immer leicht verwackelte Bilder durch das hoch klappen des Spiegels. Es sei denn, Sie können sich mindestens Euro 3000 nur für den Body einer Kamera leisten. Denn erst in dieser Klasse wird auf eine einwandfreie Mechanik größter Wert gelegt.

 

Wenn Sie eine Kamera eher professionell nutzen möchten, dann lohnt sich die Ausgabe nicht nur wegen der weicheren Dämpfung des Spiegels. Es ist schon ein Unterschied, ob ein Kameraverschluss bereits nach 50.000 Belichtungen den Geist aufgibt oder erst nach einigen Millionen Belichtungen. Wer viel fotografiert, hat die 50.000 bereits in einem Jahr erreicht und kann die Kamera dann wegschmeißen. Mal abgesehen davon, lange vor erreichen der maximalen Lebensdauer wird der Verschluss bereits ungenau. Doch dann werden richtig belichtete Fotos zur Glückssache.

 

 

Bei Belichtungszeiten von länger als einer halben Sekunde sollten Sie nicht nur vor der Aufnahme den Spiegel bereits hoch geklappt haben, sondern nach Möglichkeit zusätzlich einen Fernauslöser benutzen, denn alleine das durchdrücken des Auslösers kann die Kamera so stark erschüttern, dass das Foto verwackelt wird.

 

Auf Aufnahmesituationen, die längere Belichtungszeiten erfordern als von Ihrer Zeitvorwahl vorgesehen sind, gehe ich bei Automatik oder manuell ein.

Blenden Vorwahl

Statt eine feste Belichtungszeit einzustellen können Sie stattdessen auch die Blende vor wählen. Dann wird von der Belichtungsautomatik der Kamera die dazu passende Belichtungszeit automatisch eingestellt.

Wozu die Blendenvorwahl?

Mit der Blende steuern Sie sowohl die Gesamtschärfe im Bild als auch die Tiefenschärfe. Die beste Gesamtschärfe erreicht ein Objektiv meistens bei Blende acht bis elf, noch kleinere Blendenöffnungen erhöhen zwar noch deutlich die Tiefenschärfe, führen jedoch wieder zu einem Verlust der Gesamt Schärfe wegen der Lichtbrechung an der kleinen Blendenöffnung.

Mit der Blende die Gesamtschärfe beeinflussen

Wenn Sie also eine möglichst ausgewogene gute Gesamtschärfe im Bild möchten, dann benutzen Sie die Blendenvorwahl und nehmen Blenden zwischen 5,6 und höchstens 16. Wollen Sie ermitteln, bei welcher Blende Ihr Objektiv die maximale Gesamtschärfe erreicht, dann machen Sie einige Vergleichsaufnahmen von irgend einem Objekt, in dem sowohl feine Farbverläufe als auch gestochen scharfe Details sind. Anschließend untersuchen Sie die Bilder bei einer hundertprozentigen Vergrößerung auf dem Monitor. Nach Möglichkeit bei einem Zoomobjektiv mit verschiedenen

 

 

Brennweitenstufen, denn kein Zoomobjektiv zeichnet über die gesamte zur Verfügung stehende Brennweite gleichmäßig scharf. Das ist bauartbedingt. Legen Sie Wert auf maximale Schärfe, dann sind Objektive mit festen Brennweiten ohnehin die bessere Wahl. Die beste Gesamtschärfe erreichen die Standardbrennweiten mit etwa 50 mm Brennweite bezogen auf das Kleinbildformat. Bei einem Standardobjektiv entspricht die Brennweite annähernd der Bilddiagonale der Aufnahmefläche, die beim Kleinbildformat 43 mm bertägt.

 

Nur ausnahmsweise, entweder bei einer gewaltigen Lichtmenge, wenn gelegentlich in der Mittagszeit bei praller Sonne und hellen Aufnahmeobjekten selbst bei 1/4000 Sekunde eine stärkere Abblendung benötigt wird oder wenn Sie größten Wert auf die maximale Tiefenschärfe legen, sollten Sie die Blende über Blende 11 hinaus schließen.

 

Vielleicht werden Sie erstaunt festgestellt haben, sollten Sie jemals eine Mittelformatkamera in der Hand gehabt haben, dass dort sogar Blenden Werte von 64 und 128 möglich sind. Eigentlich widerspricht das doch dem Anspruch auf größtmögliche Schärfe, für den man unter anderem das große Format dem Kleinbildformat vorzieht. Doch, das ist eigentlich logisch, je größer das Aufnahmeformat, umso größer ist auch das Objektiv, somit schließt eine Mittelformatkamera bei Blende 64 immer noch nicht so klein zu, wie eine Kleinbildkamera bei Blende acht. Doch die Problematik der Lichtbrechung ergibt sich durch die immer kleiner werdenden Öffnungen, durch die das Licht hindurch muss.

Über die Blende die Tiefenschärfe steuern

Wie bereits vorher geschrieben, hängt die Tiefenschärfe unmittelbar von der Blende ab. Im Kapitel Grundlagen der Bildgestaltung gibt es dazu bereits eine eigene Anleitung: Schärfentiefe oder Tiefenschärfe

 

 

 

 

Daher hier nur in Kurzform:

 

Für Porträts und viele andere Aufnahmesituationen, die das wichtigste Bildobjekt hervorheben möchten, ist eine große Tiefenschärfe geradezu tödlich. Dann nimmt man eher sogar eine geringere Gesamtschärfe in Kauf und öffnet die Blende voll. Das erleichtert ganz nebenbei auch das nachträgliche völlige freistellen des Bild wichtigen Objekts vom Hintergrund. Denn wenn der Hintergrund nur noch aus unscharfen Farbflächen besteht, kann man diese auch viel einfacher in einem Bildbearbeitungsprogramm eliminieren, als einen Hintergrund mit zahllosen scharfen Details.

Belichtungsreihen und die HDR-Fotografie

Viele Spiegelreflexkameras bieten inzwischen auch den Programm-Punkt Belichtungsreihe. Dabei werden drei Aufnahmen nacheinander mit jeweils einer Blenden-Stufe unterhalb und oberhalb des optimalen Werts gemacht. Anschließend werden die drei Fotos in einem Bildbearbeitungsprogramm miteinander verrechnet. Wobei ich die manuelle Nachbearbeitung und Verrechnung der drei Bildebenen der Automatikfunktion des Photoshop vorziehe.

 

HDR-Fotografie ist sinnvoll bei starken Kontrasten im Motiv. Wenn Sie beispielsweise Fotos in einem Innenraum machen, auf dem auch die Fenster zu sehen sind, werden Sie mit nur einem Foto niemals eine korrekte Belichtung erreichen. Entweder ist das Fenster richtig belichtet, dann ist der Raum zu dunkel oder umgekehrt, das Fenster überstrahlt alles in seiner Nähe und ist vollkommen überbelichtet.

 

Ein weiteres Beispiel für eine Außenaufnahme ohne HDR sehen Sie hier. Eine Szene in Florenz.

 

 

Der Vordergrund, der vom Belichtungsmesser korrekt erfasst wurde, ist richtig belichtet, der Hintergrund viel zu hell und diffus. Hätte ich damals schon HDR Fotografie gekannt (das Foto entstand mit einer 6x6 Spiegelreflexkamera), dann wären im fertigen Bild sowohl der Vordergrund als auch der Hintergrund richtig belichtet.

 

 

Blick durch mein Wohnzimmerfenster auf den Neckar und die Winterlandschaft von Heidelberg Schlierbach. das Bild entstand aus insgesamt fünf Einzelbildern, die nicht etwa mit der automatisierten HDR-Funktion des Photoshop übereinander gelegt wurden, sondern manuell mit sehr weicher Auswahl Lichter und Ebenenmasken. Anschließend wurde nur im Bereich des Fensters noch der Kontrast leicht erhöht.

 

Für dieses Foto mit fünf Belichtungsstufen mit jeweils einer Belichtungszeit-Stufe Abstand wurde absichtlich innen nicht aufgehellt, um die Möglichkeiten der HDR-Fotografie an diesem extrem schwierigen Beispiel zu zeigen, denn natürlich ist eine helle Winterlandschaft im Verhältnis zur zunehmenden Dunkelheit mit zunehmendem Abstand vom Fenster geradezu extrem hell. Deutlich wird die zunehmende Dunkelheit an der Affenschaukel, die bei meinen Models und Besuchern sehr beliebt ist, doch bereits soweit im Raum steht und zusätzlich auch noch etwas abgewandt vom Fenster, dass sie lediglich noch als Schattenriss erkennbar ist.

 

 

Obwohl ich in der Einleitung dieses Absatzes von drei Blendensstufen sprach, sollte die Blendenvorwahl benutzt werden und die drei verschiedenen Belichtungen mit drei verschiedenen Belichtungszeiten gemacht werden. Doch man spricht in der Fotografie nicht von Zeit-Stufen, sondern von Blendenstufen. Nur, wenn Sie die Blendenvorwahl benutzen, haben Sie in allen drei Fotos die gleiche Gesamtschärfe und Tiefenschärfe. Würden Sie alles der Automatik überlassen, dann kann es bei der einen oder anderen Kamera passieren, dass die Belichtungsreihe tatsächlich mit verschiedenen Blenden gemacht wird, dann hat jedoch anschließend Ihr Bildbearbeitungsprogramm große Schwierigkeiten, die drei Fotos zu einem einzigen Foto zusammenzurechnen.

 

Übrigens, man kann bedingt, wenn noch genügend Details in den Schatten und Lichtern in der Originaldatei vorhanden sind, auch aus nur einem einzigen Foto nachträglich noch fast ebenso viel herausholen, wie mit einer Belichtungsreihe und anschließender HDR Bildbearbeitung. Wie, das zeige ich Ihnen bei den Kapiteln zu Photoshop und anderen Bildbearbeitungsprogrammen.

 

Belichtungsreihen mache ich übrigens, obwohl die von mir verwendete Pentax dazu einen eigenen Programm-Punkt anbietet, grundsätzlich manuell. Erst mit der manuellen Steuerung der Belichtung haben Sie die Ergebnisse wirklich in der Hand. Zumal Sie, selbst wenn Sie die Sensoren für die Belichtungsmessung manuell auswählen können, es nie so wirklich in der Hand haben, ob bei einem großen Fenster in einem Innenraum nun tatsächlich in den Raum oder in das Fenster gemessen wird. Mit einem Hand-Belichtungsmesser messe ich alles aus, mache Belichtungsreihen mit deutlich mehr als nur drei Fotos, nämlich durch das Fenster korrekt berichtet, davon nochmals eine Blendensstufe plus und eine Blendensstufe minus, dasselbe für die Belichtungswerte außerhalb des Licht erfüllten Fensters. Das ergibt mindestens sechs Fotos als Ausgangsmaterial für das später zusammengerechnete Ergebnis. Dadurch kann auch fein gesteuert werden, dass ein Foto nicht künstlich wirkt, sondern echt. Draußen vor dem Fenster ist es bei Sonnenschein definitiv heller als im Innenraum. So hat es unser Gehirn auch in Erinnerung, wenn wir ein Bild betrachten. Draußen blendende Sonne und trotzdem der Innenraum ebenso hell, das fällt dem Betrachter sofort auf, das kann nicht stimmen.

 

In der professionellen Fotografie benutzt man HDR zwar auch, doch ein Profi hat für Innenaufnahmen meist auch eine transportable, leistungsfähige Blitzanlage zur Verfügung. Im optimalen Fall wird der Raum geringfügig dunkler ausgeleuchtet als das Fenster bereits ist. Um einen wirklich natürlichen Eindruck zu erreichen, wird man auch mit einer Blitzanlage die weiter vom Fenster entfernten Raumteile weniger hell ausleuchteten als die Raumteile, die direkt im Licht des Fensters sind.

 

Die Blitzanlage hat gegenüber dem Kamerablitz natürlich den riesigen Vorteil, dass man die Beleuchtung ganz genau dosieren und ausrichten kann. Das Dumme an einem Blitz, der direkt in der Kamera eingebaut oder daran befestigt ist, ist nun mal, dass auf die näher liegenden Objekte viel mehr Licht fällt als auf die weiter entfernten und man damit genau das Gegenteil einer ausgewogenen Beleuchtung erreicht. Der Vordergrund ist überstrahlt, die mittleren Objekte einigermaßen richtig belichtet und der Hintergrund verschwimmt im Dunkeln.

 

Bei Fotos geht es oft darum, die technischen Nachteile einer Kamera gegenüber unseren äußerst flexiblen Augen auszugleichen und einen natürlichen Eindruck für das Auge herzustellen. Der Kontrastumfang einer Kamera kommt nicht annähernd an den Kontrastumfang unserer optischen Wahrnehmung heran. Aus diesem Grund auch die HDR-Fotografie und Belichtungsreihen, ohne deshalb zu übertreiben und es besser machen zu wollen als unsere Augen es können, denn das wirkt unnatürlich und gekünstelt.

 

Weiter zur Anleitung für HDR-Fotos selbst erstellen