Digitaler Fotokurs

Der Weißabgleich

Vor allem blutige Anfänger in der digitalen Fotografie haben bestenfalls mal vom Weißabgleich gehört, wissen aber nicht, wozu er eigentlich da ist.

 

Mit dem Weißabgleich werden Abweichungen des Lichts vom reinen Weiß entweder automatisch oder manuell ausgeglichen.

 

Denn Licht in einem reinen Weiß gibt es draußen in der Natur praktisch nicht. Tageslicht bei nicht bedecktem Himmel bewegt sich allerdings ziemlich dicht am reinen Weiß. Das Licht, das tagsüber von der Sonne kommt, ist tatsächlich fast reines Weiß. Doch bevor wir es wahrnehmen, muss es zunächst einmal durch die Atmosphäre unserer Erde, wo es durch Staub und andere Partikel in der Luft in seiner Farbe bereits verändert werden kann. Starke Abweichungen ergeben sich durch die Atmosphäre besonders bei tief stehender Sonne, was man ganz besonders als Morgenrot und Abendrot wahrnehmen kann.

 

Licht in reinem Weiß liegt vor, wenn die drei Grundfarben nach dem RBG Farbmodell, Rot, Grün und Blau, jeweils genau den gleichen Anteil im Farbspektrum des Lichts haben, also jeweils ein Drittel.

Die Farbe des Lichts und seine Messung

Die Eigenfarbe des Lichtes wird in Grad Kelvin gemessen. Ursprünglich basierte die Kelvin Definition auf der Farbe glühenden Eisens. Denn je stärker man Eisen erhitzt, umso mehr ändert sich seine Farbe vom dunklem Rotglühen in Richtung Weiß. Die ursprüngliche Definition der Farbtemperatur nach Kelvin Graden macht eher als die inzwischen gebräuchliche physikalische Definition auch einem absoluten Laien klar, worum es eigentlich geht. Denn Bilder von rot glühendem Eisen hat wohl jeder schon mal gesehen. Wenn Eisen stark genug erhitzt wird, dass es zu glühen beginnt, strahlt es selbst Licht ab. Auf diesem Effekt beruht auch das Prinzip der Glühbirne, auch wenn es in der Glühbirne nicht Eisen, sondern ein anderes Metall ist, dass in diesem Fall durch Strom erhitzt wird und deshalb Licht abstrahlt.

 

Wird Eisen auf 5500 °C erhitzt, dann strahlt es Licht in reinem Weiß ab. Da die ursprüngliche Definition der Farbtemperatur in Grad Kelvin auf glühendem Eisen beruht, wird die Messung der Farbtemperatur in Grad Kelvin auch einigermaßen verständlich. Denn in dem Begriff sind zwei Worte enthalten, Farbe und Temperatur. Nach der ursprünglichen Definition entsprach der Kelvin Wert der Lichtfarbe des glühenden Eisens bei einer Temperatur in Grad Celsius. Somit waren die Temperatur des glühenden Eisens, gemessen in Grad Celsius und die Farbtemperatur des Lichts, gemessen in Grad Kelvin, identisch.

 

So wird auch verständlich, warum Licht mit einem hohen Rot Anteil, wie es beispielsweise von einer Glühbirne kommt, einen geringeren Kelvin Wert hat als beispielsweise Tageslicht und Licht, das einen höheren Blau Anteil hat wie beispielsweise Tageslicht bei bedecktem Himmel auch einen höheren Kelvin Wert als 5500° Kelvin hat, der Farbe des rein weißen Lichts.

Sind diese Grundlagen erst einmal verstanden, kann man auch den Weißabgleich der Kamera verstehen und nötigenfalls manuell beeinflussen.

Die Funktion des Weißabgleichs

Sowohl Sensoren in einer digitalen Kamera als auch normale Farbfilme für eine analoge Kamera sind auf Licht in reinem Weiß geeicht, also auf eine Farbtemperatur von 5500° Kelvin.

 

Abweichungen des Lichts von reinem Weiß mussten in der analogen Fotografie mit Korrekturfiltern ausgeglichen werden, in der digitalen Fotografie erfolgt der Ausgleich durch den Weißabgleich. In der analogen Fotografie gibt es den Weißabgleich auch schon sehr lange, nämlich wenn man Abzüge von seinem Film beim Foto-Handel bestellt hat. Diese Abzüge wurden bereits in den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts mit Automaten hergestellt, die ähnlich wie eine Digitalkamera den Weißabgleich automatisch vorgenommen haben. Nur beim Diafilm war ein Farbstich endgültig und musste daher bereits bei der Aufnahme mit Korrekturfiltern ausgeglichen werden.

 

Der Weißabgleich erfolgt in der Regel automatisch. Völlig korrekt kann das natürlich nur dann erfolgen, wenn irgendwo im Bild entweder eine für eine Messung genügend große Fläche in reinem Weiß oder neutralem Grau mit 25 % Grau Anteil ist. Denn nur dann kann die Kamera anhand dieser Fläche eine exakte Korrektur der Farbtemperatur von sich aus vornehmen.

 

Tatsächlich gibt es nur wenige Fotos, in denen für einen genauen Abgleich genügend große Flächen entweder in reinem Weiß oder neutralem Grau enthalten sind. Weshalb ein exakter Weißabgleich durch die Automatik nahezu unmöglich ist. Schwierig wird es für die Automatik insbesondere dann, wenn im Foto zwar weiße Flächen sind, jedoch nicht in einem mehr oder minder reinen Weiß, sondern in einem abgetönten Weiß. Denn dann interpretiert Kamera das abgetönte Weiß als reines Weiß und verfälscht somit die Farben.

 

Deshalb hat der automatische Weißabgleich seine natürlichen Grenzen. Trotzdem funktioniert der automatische Weißabgleich ziemlich gut, denn aufgrund der Programmierung der Kamera eigenen Software für den Weißabgleich sind weiße oder graue Flächen nicht zwingend erforderlich, um einen halbwegs genauen Weißabgleich vornehmen zu können.

Voreinstellungen für den Weißabgleich

Die Kamerahersteller wissen natürlich selbst um die Grenzen des Weißabgleichs und bieten diverse Voreinstellungen für einen Weißabgleich an. Die Voreinstellungen sind nur über einen Menüpunkt erreichbar, entweder im eigentlichen Kameramenü oder bei Kameras, die leicht erreichbare manuelle Einstellungen bieten, mit einer speziellen Taste.

Orchidee, Weißabgleich über Voreinstellung Glühlampenlicht

 

Weißabgleich über Voreinstellung Glühlampenlicht, Lichtquelle Studiolampen mit Halogen Stäben.

Auch der Umfang der Voreinstellungen hängt natürlich von Kameramodell ab. Was es in der Regel mindestens gibt ist Tageslicht (5500° Kelvin), Blitz (ebenfalls 5500° Kelvin), Glühlampenlicht (in der Regel 2800° Kelvin) sowie bedeckter Himmel (je nach Kameramodell eine Einstellung zwischen 11000° und 16000° Kelvin). Einige Kameramodelle bieten noch feinere Voreinstellungen an.

 

Mit diesen Voreinstellungen sollte man sich schon befassen, wenn man nicht alles der Automatik überlassen will und dadurch auch bittere Enttäuschungen erleben kann. Denn Farbstiche sind in einem JPEG fast endgültig, so wie früher beim Diafilm.

 

Nur, wenn ein Foto nicht als JPEG sondern im Rohdatenformat abgespeichert wurde, lassen sich Farbstiche auch nachträglich noch bequem beheben.

Wenn es allerdings um höchste Genauigkeit geht, sind die Voreinstellungen nur noch bedingt brauchbar. Um Letzteres geht es nicht nur bei der Farbe eines Firmenlogos (beispielsweise haben sich die Sparkassen das Rot ihres Schriftzugs sogar durch ein Geschmacksmuster schützen lassen), das auf einem Foto mit drauf ist, sondern beispielsweise auch bei Hauttönen. Dafür bieten höherwertige Kameras nicht nur Voreinstellungen, sondern einen manuellen Weißabgleich an.

Der manuelle Weißabgleich

Wenn eine Kamera einen manuellen Weißabgleich über die Voreinstellungen hinaus ermöglicht, dann gibt es dafür einen eigenen Menüpunkt.

 

Man kann dann entweder eine Fläche, die von der Lichtquelle, um die es geht, ausgeleuchtete wird Format füllend fotografieren, anhand dessen wird der Weißabgleich vorgenommen und gespeichert, bis man entweder einen anderen Weißabgleich vornimmt oder auf die Automatik zurückgestellt oder man kann hilfsweise ein auseinander gefaltetes Tempo Taschentuch vor die Frontlinse des Objektivs spannen (beispielsweise mit einem Gummiring oder einer Hand) und die Kamera auf die Lichtquelle richten. Allerdings ist auch ein Tempo Taschentuch kein reines Weiß, es ist nur annähernd weiß.

 

Genauer geht es mit einer genormten Graukarte. Diese Karten gibt es im Zubehörhandel für wenig Geld zu kaufen. Auf der einen Seite sind sie Grau mit einem Grauanteil von 25 %, auf der anderen Seite sind sie reines Weiß.

 

Hat man keine genormte Graukarte zur Hand, tut es notfalls auch ein Blatt weißes Papier mit derselben Problematik wie beim Tempo Taschentuch. Denn Papier ist so gut wie nie wirklich reines Weiß, sondern meistens leicht abgetönt.

 

Neuere Digitalkameras im semiprofessionellen und professionellen Bereich bieten einen ganz exakten Weißabgleich über die numerische Eingabe der vorher gemessenen Farbtemperatur des Lichts. Dazu benötigt man natürlich ein Messgerät, mit dem die Farbtemperatur des Lichts exakt ermittelt werden kann.

 

Die Farbtemperatur der Lichtquelle lässt sich allerdings nur dann exakt ermitteln, wenn man die Lichtquelle direkt anpeilen kann oder die Farbtemperatur des verwendeten Leuchten Typs bei nachts angestrahlten Denkmälern oder Gebäuden bekannt ist. Denn jede Lichtquelle hat eine eigene Farbtemperatur, wobei die für die Ausleuchtung öffentlicher Gebäude (beispielsweise des Heidelberger Schlosses) noch häufig verwendeten Natriumdampflampen nicht nur einen ziemlich hohen Rotanteil im Licht haben, sondern darüber hinaus einen großen Gelbanteil. Letzterer lässt sich über den Regler für die Farbtemperatur nicht herausfiltern. Das kann man nur nachträglich mit einem geeigneten Bildbearbeitungsprogramm machen, wenn das Foto im Rohdatenformat abgespeichert wurde.

Denn nur im Rohdatenformat werden die drei Grundfarben getrennt abgespeichert und lassen sich nachträglich in ihrem Anteil leicht regulieren.

Manueller Weißabgleich nicht möglich

Für einen genauen manuellen Weißabgleich muss man entweder die Lichtquelle direkt mit der Kamera oder dem Messgerät anpeilen können oder hilfsweise die Lichtquelle unmittelbar auf eine genormte Graukarte leuchten lassen.

Original mit 2600° Kelvin

 

Automatischer Weißabgleich auf 2650° Kelvin. Die alte Brücke wurde als reines Weiß interpretiert.

 

Macht man, wie beim obigen Foto den automatischen Weißabgleich, wird das abgetönte Weiß der alten Brücke als reines Weiß interpretiert und deshalb eine viel zu niedrige Farbtemperatur, in diesem Fall 2650° Kelvin, eingestellt. Die Folge, das Foto bekommt insgesamt einen Blaustich, der besonders beim Blau der Lampen und dem Grün der Bäume ins Auge fällt.

 

Zu besonderen Gelegenheiten wie nach einer Heidelberger Schlossbeleuchtung wird die noch relativ neue Beleuchtung mit Quecksilberdampflampen eingeschaltet.

Diese Lampen für das Anstrahlen öffentlicher Gebäude haben je nach verwendetem Typ Farbtemperaturen von 3200° Kelvin bis zu 4200° Kelvin. Nähers dazu auf Wikipedia.

Ich vermute, dass in Heidelberg der Typ mit 3500° Kelvin zum Einsatz kommt.

Schloss und alte Brücke mit 3500° kelvin

Die Farbtemperatur wurde bei diesem Foto vom selben Standort auf realistisch wirkende 3500 ° Kelvin korrigiert.

Oft genug, gerade bei Nachts angestrahlten Gebäuden oder Denkmälern kann man weder die Lichtquelle direkt anpeilen noch eine Graukarte davon ausleuchten lassen.

 

Das wäre nicht weiter problematisch, wenn es nur einen einzigen Lampentyp für die Ausleuchtung großer Gebäude geben würde. Doch von der Natriumdampflampe mit einem sehr hohen Gelbanteil im Licht bis zur Quecksilberdampflampe, deren Farbspektrum fast schon dem Tageslicht entspricht, gibt es eine ganze Fülle Lampentypen mit mit einer sehr unterschiedlichen Farbcharakteristik.

 

In einem solchen Fall hilft nur, die Fotos generell im Rohdatenformat abzuspeichern und sich anschließend bei der Bildbearbeitung an die richtige Farbtemperatur heran zu tasten. Beispielsweise mithilfe von Wikipedia, wo man für jeden gebräuchlichen Lampentyp zur Anstrahlung von Gebäuden genaue Angaben zur Farbtemperatur und zum Farbspektrum der Lichtquelle findet.

Farbstimmungen und der Weißabgleich

Gelegentlich, besonders bei Fotos draußen mit einem besonderen Licht ist ein Weißabgleich nicht erwünscht.

Denn die atmosphärische Stimmung, die durch vom reinen Weiß abweichendes Tageslicht entsteht, möchte man gerade bei Landschaftsaufnahmen oft auch erhalten.

 

Es macht nun mal einen Unterschied, ob eine Landschaft durch das kalte Licht eines bedeckten Himmels kühl wirkt oder umgekehrt, durch eine tief stehende Sonne in ein warmes Licht getaucht wird.

 

Möchte man diese atmosphärische Stimmung auch im Foto erhalten, sollte man den Weißabgleich der Kamera auf Tageslicht einstellen und nicht der Automatik überlassen. Denn die Automatik würde einen Weißabgleich versuchen, womit von der oft zauberhaften Lichtstimmung im Foto noch nicht einmal mehr etwas zu ahnen wäre.

Kunstlicht und der Weißabgleich

Es hängt von der Lichtquelle ab, ob ein Weißabgleich, auch ein manuell vorgenommener, überhaupt funktioniert.

 

Denn beim Weißabgleich geht es hauptsächlich um Rot bzw. Blauanteile im Licht, nicht jedoch um die Anteile der dritten Grundfarbe, dem Grün. Aus Rot und Grün entsteht beispielsweise Gelb.

 

Glühlampen haben zwar einen hohen Rotanteil im Licht, doch da die Wolframfäden, die in einer Glühbirne in der Regel das Licht erzeugen, in ihrer Lichtcharakteristik dem glühenden Eisen sehr ähnlich sind, kann mit einem auf die Glühlampe abgestimmten Kelvin Wert auch ein farbrichtiges Foto entstehen.

 

Ganz anders verhält es sich jedoch bei künstlichen Lichtquellen, wie beispielsweise Leuchtstoffröhren und Energiesparlampen, deren Rotanteil im Licht verschwindend gering ist. Wobei die Lichtfarbe einer Leuchtstoffröhre auch noch vom verwendeten Füllgas bestimmt wird. Leuchtstoffröhren, bei denen nicht, wie bei den so genannten Warm-Leuchtstoffröhren ein Rotfilter aufgedampft ist, haben deshalb auch eine ausgesprochen kalte Licht-Charakteristik, die von manchen Menschen nicht gut vertragen wird. Denn obwohl das Licht einer Leuchtstoffröhre bzw. einer Energiesparlampe angeblich Tageslichtcharakter haben soll, hat es diesen Tageslichtcharakter wegen dem fehlenden Rotanteil im Licht eben nicht. Denn bei Tageslicht sind die drei Grundfarben zu annähernd gleichen Teilen im Licht vorhanden.

 

Ob und inwieweit LEDs eine natürliche Lichtzusammensetzung haben, weiß ich nicht.

 

Das Problem mit künstlichen Lichtquellen, die anders als eine normale Glühbirne ihr Licht nicht ähnlich erzeugen wie glühendes Eisen, ist, dass Farben entweder ganz fehlen oder zusätzlich vorhanden sind, Letzteres beispielsweise bei Natriumdampflampen, mit denen viele öffentliche Gebäude angestrahlt sind. Natriumdampflampen haben einen sehr hohen Gelbanteil.

 

Alles was als Lichtfarbe von der Charakteristik glühenden Eisens erheblich abweicht, indem entweder Farben fehlen oder wie bei Natriumdampflampen zusätzlich vorhanden sind, verändert natürlich auch die Farben der Objekte, die damit angestrahlt werden. Es führt also zu mehr oder minder massiven Farbstichen im Bild, die selbst aus einer Rohdatendatei nur mit viel Feinarbeit entfernt werden können.

 

Deshalb sollte man bei der Verwendung von künstlichem Licht, soweit möglich (bei einem nachts angestrahlten Gebäude hat man diese Möglichkeit natürlich nicht), nur Leuchtmittel verwenden, deren Farbzusammensetzung natürlich ist. Also entweder Glühlampen, Halogen Leuchtmittel oder den Blitz. Wenn es um absolut farbrichtige Aufnahmen geht, muss selbst die Farbtemperatur einer Studioblitzanlage von Zeit zu Zeit kontrolliert werden, da die Blitzkolben mit zunehmendem Alter vergilben.

Absolut farbrichtige Aufnahmen für den Druck

Wenn es um die Druckvorstufe geht, ist insbesondere bei der Farbe von Verpackungen, Firmenlogos usw. äußerste Genauigkeit gefragt. Da reicht es noch nicht einmal, mit einem Farbtemperaturmessgerät den Weißabgleich manuell vorzunehmen bzw. in der analogen Fotografie mit einem Korrekturfilter auszugleichen, dafür sollte am Bildrand, wo man es später wegschneiden kann, zusätzlich eine genormte Karte mit einem Farbkeil und einem Graukeil mit fotografiert werden, anhand derer später die Druckmaschine exakt eingestellt werden kann.

 

Das ist allerdings nur in der Druckvorstufe erforderlich. Bei Fotos, die von vorneherein nur für die Monitor Darstellung gemacht werden, kann man sich diesen Aufwand sparen. Denn selbst drei gerade erst kalibrierte Monitore nebeneinander zeigen leicht unterschiedliche Farben. Massive Abweichungen ergeben sich insbesondere bei Grüntönen, für das unser Auge ganz besonders empfindlich ist. Erst recht natürlich Monitore, auf die man überhaupt keinen Einfluss hat, also die Monitore und Smartphones et cetera, mit denen eine Webseite angesehen wird.

 

Dennoch sollte natürlich der Weißabgleich so genau wie möglich vorgenommen werden, weil sich Abweichungen bereits bei der Aufnahme mit den Abweichungen durch fehlerhafte Monitor Einstellungen potenzieren können.

Keine Regel ohne Ausnahme

Ich kenne Werbeagenturen und Fotografen, die die Monitor Einstellungen ihres Kunden genau kennen und ihre Präsentationen für diese oft falschen Monitor Einstellungen so einrichten, dass sie auf diesem Monitor gut aussehen. Während eine farbrichtige Aufnahme auf diesem Monitor wegen seiner fehlerhaften Einstellung grausam aussehen würde.

 

Über ein solches Vorgehen kann man natürlich geteilter Meinung sein, denn eigentlich ist es der fehlende Mut des Fotografen bzw. der Werbeagentur, den Kunden auf die falschen Monitor Einstellungen aufmerksam zu machen.

Ich mache es auf jeden Fall nicht so.

Der Weißabgleich und indirektes Blitzen

Beim indirekten Blitzen, also wenn man das Blitzgerät schräg gegen eine Wand oder die Decke richtet, funktioniert die Vorgabe Blitz für den Weißabgleich, die bei einem zur Kamera passenden vollautomatischen Stabblitzgerät automatisch eingestellt wird, natürlich auch nicht mehr so richtig. Denn welche Wand oder Decke ist schon wirklich rein Weiß?

 

Selbst wenn ursprünglich eine laut Farbenhersteller rein weiße Farbe verwendet und dick genug aufgetragen wurde, um den Untergrund nicht mehr durchscheinen zu lassen, vergilbt eine weiße Decke oder Wand zusehends. Erst recht natürlich in einem Raum, in dem auch geraucht wird.

 

Doch jede Reflexionsfläche verändert die Farbe des Lichts. Was für Erinnerungsfotos von Familienfesten usw. noch hingenommen werden kann, kann natürlich nicht hingenommen werden, wenn es wiederum um möglichst genaue Farbwiedergabe geht.

Der Weißabgleich und das Rohdatenformat

Nur mit einer sehr genauen Vorbereitung eines Fotos kann man tatsächlich Fotos machen, bei denen eine nachträgliche Korrektur der Farbtemperatur nicht mehr erforderlich ist. Also einem Vorgehen, wie es in der professionellen analogen Fotografie unumgänglich war.

 

Doch die meisten Fotos werden ohne eine genaue Vorbereitung gemacht, wer hat schon ein Farbtemperaturmessgerät oder zumindest eine genormte Graukarte dabei? In all diesen Fällen ist es natürlich nützlich, wenn die Farbtemperatur nachträglich bei der Bildbearbeitung schnell und problemlos angepasst werden kann.

 

Keine Änderung an der Rohdatendatei vorgenommen, die Farbtemperatur, die die Kamera ermittelt hatte, ist unrealistische 5300° Kelvin.

Probehalber mal mit 2000° Kelvin. Da wird deutlich, dass das Schloss zu allem Überfluss auch noch mit unterschiedlichen Lampentypen angestrahlt wird. Also so nicht.

Nach mehreren Versuchen schließlich 3550° Kelvin eingestellt, dadurch werden die Mauern im Dicken Turm zwar immer noch viel zu rot und die direkt angestrahlten Flächen sind grauenhaft gelb, aber nur mit der Farbtemperatur bekommt man es nicht in den Griff.

Stattdessen nehme ich kräftig Sättigung der Gelbtöne heraus.

Mit einer weiteren Anpassung der Luminanz der 3 bestimmenden Farbtöne Gelb und Orange minus und Rot kräftig plus wird das Ergebnis allmählich akzeptabel.

 

Anschließend noch eine abschließende Bearbeitung im Photoshop (Foto um 2,6° drehen, Bildausschnitt und mit Auswahl der Lichter letztere noch etwas abdunkeln) wird das Ergebnis halbwegs brauchbar.

Das geht aber nur dann, wenn das Foto im Rohdatenformat abgespeichert wurde. Wurde stattdessen als JPEG abgespeichert, ist eine nachträgliche Korrektur der Farbtemperatur nahezu unmöglich. Im Rohdatenformat werden die 4 Farbkanäle (Rot, Blau, und zweimal Grün) getrennt gespeichert und lassen sich deshalb in ihren Anteilen mit einem geeigneten Bildbearbeitungsprogramm, oft auch als RAW Konverter bezeichnet, leicht in ihrem jeweiligen Anteil korrigieren. Zweimal Grün übrigens wegen der besonderen Empfindlichkeit des menschlichen Auges für Grüntöne.

 

Wird stattdessen als JPEG abgespeichert, werden die drei Grundfarben (vier Farbkanäle) für das endgültige Bild gleich zusammengerechnet und lassen sich anschließend nicht mehr in ihren jeweiligen Anteilen korrigieren.

 

Deshalb sollte man ganz grundsätzlich Fotos nur im Rohdatenformat abspeichern.

Die verschiedenen Rohdatenformate

Jeder Kamerahersteller hat sein eigenes Rohdatenformat entwickelt und entwickelt es stetig weiter. Deshalb gibt es von ein und demselben Kamerahersteller Dutzende verschiedener Rohdatenformate, die untereinander nicht kompatibel sind. Bilder, die in diesen Formaten abgespeichert wurden, lassen sich demzufolge nur solange öffnen und bearbeiten, solange dieses Rohdatenformat von einer Bildbearbeitungs-Software noch unterstützt wird. Kamera eigene Rohdatenformate gelten deshalb nicht als zukunftssicher. Spätestens einige Jahre, nachdem der Kamerahersteller dieses Rohdatenformat aufgegeben oder sogar die Kameraproduktion eingestellt hat, wird es auch keine Bildbearbeitungs-Software mehr geben, die dieses Rohdatenformat unterstützt.

 

Es gibt Rohdatenformate, die ein Foto unkomprimiert abspeichern, es gibt ebenso Rohdatenformate, die bereits vor der Abspeicherung ähnlich wie bei einem JPEG eine Kompression vornehmen. Mit der Kompression ist natürlich immer schon ein leichter Qualitätsverlust verbunden. Angesichts der heutigen Speicherkapazitäten von gängigen Speicherkarten ist eine Kompression eigentlich völlig überflüssig. Ebenso wie die Abspeicherung als JPEG, nur um Speicherkartenplatz zu sparen.

Der Ausweg aus dem Dschungel der Rohdatenformate

Der Ausweg ist ein Rohdatenformat das als zukunftssicher gilt. Das trifft im Augenblick nur auf ein Rohdatenformat zu, nämlich das von Adobe entwickelte DNG-Format, das ebenso wie vorher schon von Adobe entwickelte Formate, beispielsweise PDF, längst zum Industriestandard geworden ist.

 

Es gibt Kamerahersteller, beispielsweise Leica, Casio, Ricoh, Samsung und Pentax, die das abspeichern entweder im herstellerspezifischen Rohdatenformat oder dem DNG Format anbieten.

 

Alle anderen Rohdaten Dateien lassen sich mit einem kostenlosen DNG Converter in das DNG Format unproblematisch konvertieren.

 

Download Adobe DNG Konverter direkt von Adobe

Software für die Archivierung und Bearbeitung von Rohdatenformaten

 

Was Wunder, dass führende Programm, das auch von vielen professionellen Fotografen inzwischen genutzt wird, wurde von Adobe entwickelt: Adobe Lightroom

 

Da dieses Programm gemeinsam mit führenden Fotografen entwickelt wurde und weiter entwickelt wird, ist es an die tatsächlichen Bedürfnisse von Fotografen, die oft hunderte von Bildern nach einem Shooting sichten, sortieren und bearbeiten müssen, angepasst.

 

Es gibt jedoch auch eine gute Open Source Alternative zu Adobe Lightroom, nämlich das kostenlose Lightzone, das ursprünglich kommerziell als Konkurrenz zu Lightroom entwickelt wurde und seit einigen Jahren mit einer Open Source Lizenz zur Verfügung steht und weiterentwickelt wird.

 

Bevor Sie Euro 11,89 monatlich für die Lizenz von Adobe Lightroom ausgeben, sollten Sie sich Lightzone zumindest mal ansehen. Hier können Sie Lightzone nach einer kostenlosen Registrierung direkt herunterladen:

Lightzone

 

RAW Konverter gibt es natürlich auch von anderen Softwarefirmen, mangels eigener Erfahrung kann ich jedoch keine Empfehlungen aussprechen.

 

Ein sehr guter RAW Converter gehört seit der ersten CS Generation des Adobe Photoshop mit Adobe Bridge dazu. Doch der Photoshop ist für die meisten Hobbyfotografen und selbst viele Profis einfach zu kompliziert und natürlich auch nicht gerade günstig zu haben.

 

Eine Open Source Alternative zum Photoshop ist GIMP, das mich jedoch nie zum Umstieg reizen konnte, obwohl es kostenlos ist. Man merkt GIMP leider nach wie vor an, dass es von Programmierern ohne die direkte Zusammenarbeit mit Fotografen entwickelt wurde und man schon seiner Philosophie folgen muss, um damit zurecht kommen zu können.